Gekonnt und mit Leichtigkeit komplexe Konflikte managen, unangenehme Situationen verhandeln, eine souveräne Haltung zeigen und dabei die Gesprächspartner positiv beeinflussen – willkommen im Leistungskatalog einer Führungskraft.
Gleich vorweg: konfliktfreies Arbeiten oder Leben gibt es nicht. Auseinandersetzungen kommen überall dort vor, wo mehr als eine Person an einem Projekt beteiligt ist. Als Führungskraft müssen Sie Konfliktfähigkeit als eine Ihrer Kompetenzen regelmäßig unter Beweis stellen. Konkret bedeutet das: Sie müssen eine Konfrontation für alle Beteiligten in einen produktiven Prozess steuern.
Erkennen, wie ein Konflikt entsteht
In Konflikten geht es um Grenzüberschreitungen. Diese können subjektiv empfunden werden oder auch objektiv erfolgt sein. Die Grenze des einen wurde vom Gegenüber überschritten. Solche Überschreitungen entstehen aus der naturgegebenen Vielfalt unterschiedlicher Persönlichkeiten, die im Arbeits-, Vereins- und Privatleben eng aufeinandertreffen. Jede davon ist mit einer ganz eigenen Mischung aus Streitlust und Harmoniebedürfnis ausgestattet.
Persönlichkeiten, die sich gerne reiben, suchen nach der roten Linie, um sich daran stoßen zu können. Dem gegenüber stehen Persönlichkeiten mit großem Harmoniebedürfnis, die ihre rote Linie immer weiter von sich wegschieben, um sie nicht überqueren zu müssen. Die Konfliktfähigkeit steht genau dazwischen. Als Führungskraft bewegen Sie sich idealerweise genau in dieser Mitte, um sich Konflikten stellen zu können und ihnen mit spürbarer Sicherheit zu begegnen.
Bessere Ergebnisse in Konfliktsituationen erzielen
Oft versuchen wir, Konflikte zu umgehen, da wir gerade im Arbeitsumfeld die harmonische Atmosphäre für ein erfolgreiches Teamwork vorziehen. Zusammenstöße können aber durchaus sinnvoll sein, wenn Sie richtig mit ihnen umgehen. Auseinandersetzungen eröffnen Ihnen die Möglichkeit, die Perspektiven der anderen stärker einzubeziehen, sie ernst zu nehmen und damit neuen Gedanken und Entwicklungen Raum zu geben.
Durch Achtsamkeit, Respekt und souveränes Konfliktmanagement machen Sie den Weg frei für Spitzenleistungen. Wenn sich Ihre Mitarbeiter als Teil Ihrer Firma wahrnehmen und ihre Arbeit als wichtigen Beitrag für den Erfolg sehen, arbeiten sie motivierter und leistungsstärker.
3 Vorteile eines gelungenen Konflikts
- Stärkung des Teamgeists
Kommen Sie und Ihr Team zu einem Ergebnis, das alle zufrieden stellt, gelangen Sie zu einer gewinnbringenden Erkenntnis: Zusammen schafft man mehr als allein. Sie alle arbeiten für die gemeinsame Sache und es hat sich gelohnt, sich als Team auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren. - Aufbau von Vertrauen und Respekt
Erkennen Sie als Vorgesetzter einen Konflikt frühzeitig und können ihn entschärfen, unterstreicht das Ihre Souveränität. Damit stärken Sie bei Ihren Mitarbeitern das Vertrauen in Ihre Führungskompetenz und ernten Respekt. - Ausstrahlung von Sicherheit
Als Führungskraft sind Sie Visionär, aber auch Vordenker. Immer den einen Schritt voraus. Wenn Sie in der Lage sind, Konflikte durch vorausschauendes Denken zu verhindern, werden Ihre Mitarbeiter sich wohler und sicherer in ihrem Arbeitsumfeld fühlen.
Kommunizieren im Konfliktmodus
- Aufmerksames Zuhören und Ausreden lassen ist das oberste Gebot. Das gilt für alle Konfliktparteien.
- Bleiben Sie und Ihre Gesprächspartner sachlich und vermeiden Sie wertende und anschuldigende Äußerungen.
- Um sicherzustellen, dass jeder die Argumente der anderen Partei auch wirklich verstanden hat, ist es hilfreich, wenn Sie von Anfang an alle Argumente klar sichtbar notieren und gemeinsam besprechen.
- Jeder sollte zu Wort kommen, damit sich hinterher keiner in die Opferrolle fallen lassen kann.
- Achten Sie auf ein festes Zeitfenster von maximal 60 Minuten. Damit signalisieren Sie, dass Sie die Konflikte lösen möchten, um sich danach wieder auf Ihre Kernthemen konzentrieren zu können.
Eskalation vermeiden durch zuhören
Um Konflikte richtig zu lösen, gibt es in der Kommunikation eine einfache Methode. Lässt ein Kollege seinem Ärger freien Lauf und wird emotional, dann versuchen Sie die Botschaft und das Gefühl des Gegenübers zusammengefasst wiederzugeben.
Dies führt dazu, dass sich der Kollege verstanden fühlt und beispielsweise sein Gefühl von Wut oder Ärger abnimmt. Somit erreichen Sie also eine schnellere Deeskalation. Im Weiteren lässt sich dann der Sachverhalt ausdiskutieren. Es geht bei der Wiedergabe und dem Eingehen auf die Gefühle des Kontrahenten nicht um Zustimmung des Gesagten.
Ein Beispiel?
Ein Mitarbeiter beschwert sich, dass er immer zu kurzfristig zu Videobesprechungen eingeladen wird und reagiert sehr wütend.
Der Mitarbeiter fühlt sich verstanden, wenn Sie wiedergeben, was Sie verstanden haben. Zum Beispiel: „Du bist also wütend, da die Einladungen immer so kurzfristig erfolgen. Wie wäre Deine Vorstellung eines optimalen Einladungsprozesses?“
Danach können immer noch Gründe genannt werden, warum die Einladungspraxis nicht geändert werden kann. Eventuell versteht es der Mitarbeiter dann aber besser. Zumindest fühlt er sich in seinem Ärger wahrgenommen und der Konflikt ist geklärt, auch wenn es dann nicht immer die Wunschlösung für alle gibt.