Wann wir unser persönliches Stresslevel erreichen, ist völlig individuell. Während der eine schon bei zwei roten Ampeln auf dem Weg zur Arbeit ausflippt, bleibt der nächste völlig cool, wenn er vor großem Publikum eine Präsentation halten soll. Die Ursachen von Stress und der persönliche Umgang mit Stressfaktoren sind so vielseitig wie das Individuum Mensch selbst.
Was ist Stress genau?
Evolutionsgeschichtlich gesehen ist Stress erstmal nichts weiter als eine körperliche Reaktion auf eine psychische oder körperliche Belastung. Unser Körper gerät in Alarmbereitschaft und bereitet sich auf die Bewältigung einer Ausnahmesituation vor. Das alles passiert in Sekundenschnelle, gesteuert durch unser Gehirn, das automatisch die nötigen Stresshormone ausgeschüttet.
Dauerhafter Stress verpasst Ihrem Körper jedoch mehr Stresshormone, als er abbauen kann. Er führt ihn in einen permanenten Alarmzustand mit erhöhtem Energiebedarf. Die Folge ist irgendwann die völlige Erschöpfung. Darüber hinaus spiegeln sich die Auswirkungen von lang andauerndem Stress in nahezu allen Ihren Organsystemen wider und werden damit zum Gesundheitsrisiko für Sie.
Die Folgen von Stress
Zeichen für fortwährende Stressbelastung können sich auf verschiedene Weise zeigen. Sie sind häufiger krank, weil Ihr Immunsystem geschwächt ist. Sie werden zunehmend von Konzentrationsstörungen, Verdauungs- oder Schlafproblemen geplagt. Auch ein erhöhter Blutdruck, Blutzucker- oder Cholesterinspiegel sind Anzeichen für ein zu hohes Stresslevel.
Doch permanenter Stress hinterlässt nicht nur Spuren im Körper, sondern auch auf der Seele. Langfristige Überbelastung kann zu Depressionen, Suchterkrankungen und zu einem Burnout führen.
Unterscheiden zwischen äußerem und innerem Stress
Es gibt zwei Arten von Stress. Stress von außen, der von anderen Personen ausgeübt wird. Und inneren Stress, der für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar ist und manchmal auch vom Betroffenen selbst nicht erkannt wird.
Geht es um äußeren Stress, ist Konfliktfähigkeit das Zauberwort, das Ihnen den Weg ebnet. Fühlen Sie sich von anderen Personen gestresst und empfinden dies als Belastung, sollten Sie lernen, sich abzugrenzen. Nicht zögern die rote Linie zu ziehen, wenn Ihnen ein Ziel nicht erreichbar erscheint. Wichtig ist, dass Sie den empfundenen Stress angemessen gegenüber der anderen Person ansprechen und Beispiele dafür benennen. Oft ist es den Stressoren gar nicht bewusst, wie sie auf andere wirken. Am erfolgreichsten sind Sie, wenn Sie Ihre eigenen Empfindungen in der ICH-Form beschreiben, ohne Ihr Gegenüber in der DU-Form anzugreifen.
Bei innerem Stress sind Sie Ihr eigener Stressor. Ausgelöst wird der innere Stress durch eigene Gedankenmuster, durch einen fordernden Erziehungsstil oder zu hohe Leistungsansprüche. „Gut ist nicht gut genug.“ oder „Ich muss immer hundert Prozent funktionieren.“ sind typische Denkmuster, mit denen Sie inneren Stress erzeugen. Diese Denkmuster sind oftmals so stark verinnerlicht, dass Sie sie gar nicht bewusst denken. Im Coaching-Prozess können Sie sie durch gezielte Fragetechniken aus dem Unbewussten in Ihr Bewusstsein holen.
Läuten Sie Auszeiten für den Körper ein
Kennen Sie noch das Gefühl, das sich in Ihnen ausgebreitet hat, wenn zu Schulzeiten der Pausengong läutete? Eine Mischung aus Erlösung und Glück. Ein Klang, der Auszeit bedeutete und den Ihr Gehirn direkt als Entspannungszeichen für Ihren Körper übersetzt hat.
Wenn Sie von einer Situation in die nächste wechseln möchten, können Sie solche Signale in Ihren Alltag aufnehmen, um Ihr Gehirn auf Entspannung zu programmieren. Sie brechen auf in den Feierabend? Hören Sie auf dem Heimweg Ihre Lieblingsmusik oder Ihren Lieblingspodcasts. Vertiefen Sie sich während der U-Bahn-Fahrt nach Hause in eine Zeitschrift oder ein gutes Buch. So schaffen Sie sich gedanklichen Abstand zwischen Arbeitsplatz und Privatleben.
Stress abbauen: erlaubt ist, was gut tut!
Gedanklicher und räumlicher Abstand bei akutem äußeren Stress ist wichtig. Hier hilft oft schon eine ausgedehnte Spazier- oder Joggingrunde an der frischen Luft, um den Kopf frei zu kriegen und die Stress-Situationen reflektierter zu bewerten.
Einen besseren Umgang mit innerem Stress gelingt Ihnen, indem Sie sich von überhöhten Ansprüchen distanzieren, den Alltag zeitlich nicht zu sehr verdichten und Ihrem Gehirn genug Erholung bieten. Diese Erholung gelingt am besten, wenn Sie sich wenig bis gar keinen Reizen aussetzen. Durch ausreichenden Schlaf, durch Lesen eines Buches oder durch Bewegung in der Natur.
Feste Hobbys, soziale Kontakte mit Freunden und Familie sind ein weiterer wichtiger Ausgleich. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben hilft Ihnen, abzuschalten und mental aufzutanken.
Vor allem aber: lassen Sie Ihre bewussten Auszeiten nicht zu einem weiteren Stressfaktor werden. Schon kurze Pausen im Alltag bewirken viel. Mit kleinen Veränderungen können Sie dafür sorgen, besser mit Stress umzugehen und mehr Zufriedenheit zu spüren. Jeder Mensch geht anders mit Stress um. Sie selbst werden am besten für sich herausfinden, wie Sie Ihre eigenen Entspannungsmechanismen aktivieren und sich auf andere Gedanken bringen.
Quellen:
netdoktor.at
tk.de